Die Geschichte von CROSSMEDIA hat nicht nur einen, sondern zwei Anfänge. 1997 in Deutschland von Markus Biermann gegründet, eröffneten Kamran Asghar und Martin Albrecht nur drei Jahre später das erste US-Büro. Die beiden Unternehmen, die seit mehr als zwei Jahrzehnten nebeneinander bestehen, teilen die gleichen Werten und Prinzipien, obwohl sie in zwei zum Teil sehr unterschiedlichen Märkten agieren. Hier geben Kamran und Markus einen Einblick in das Geheimrezept von CROSSMEDIA, diskutieren über die Rückkehr ins Büro nach Corona und erklären, was es bedeutet, angesichts des Wachstums nicht seine Seele zu verlieren.
Hier gibt’s den Artikel als Audiospur – vorgelesen von einer KI:
Als unabhängige Agentur ist CROSSMEDIA stolz darauf, anders zu sein. Was unterscheidet CROSSMEDIA eurer Meinung nach von anderen Mediaagenturen, egal ob unabhängig oder Netzwerk, und welche Art von Menschen zieht die Agentur an? Gibt es gemeinsame Werte oder Meilensteine, die sowohl CROSSMEDIA Deutschland als auch CROSSMEDIA US feiern?
Kamran: Ich denke, es ist eine Kernphilosophie von CROSSMEDIA, dass wir unseren Mitarbeitenden große Freiheiten geben. Wir erwarten von ihnen, dass sie ihren eigenen Kopf benutzen. Aber mit großer Freiheit kommt auch große Verantwortung. CROSSMEDIA mag vielleicht nicht der bequemste Arbeitgeber sein, aber dafür gibt es hier die Möglichkeit, sich zu entfalten und sein Bestes zu geben. Ich glaube, das ist der Grund, warum sich eine bestimmte Sorte Mensch zu CROSSMEDIA hingezogen fühlt. Die Leute, die zu uns kommen sind leidenschaftlich, lieben die Branche und wollen die Freiheit haben, das Richtige für ihre Kunden und ihr Team zu tun.
Markus: CROSSMEDIA hat schon immer Leute angezogen, die Dinge vorantreiben wollen, Leute, die den Status quo in Frage stellen, Leute, die ein Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachten und nicht bloß sagen „das haben wir immer schon so gemacht“. Das sind die Leute, die bei uns bleiben, weil sie feststellen, dass das Qualitäten sind, die sie anderswo nicht in dem Ausmaß finden.
Kamran: Ich glaube, das liegt auch daran, dass wir unsere Leute seit 25 Jahren auf eine bestimmte Art behandeln. Unsere Kultur ist gewachsen und fester Bestandteil der Agentur. Ich glaube, viele andere Organisationen müssen das erst einmal schaffen. Sie müssen sich Aktionen wie Teambuilding-Events einfallen lassen. Und sowas wirkt dann erzwungen. Bei uns entwickeln sich diese Dinge ganz natürlich und oft sind es unsere Teams selbst, die mit neuen Ideen um die Ecke kommen, welche sich schließlich zu zentralen CROSSMEDIA-Traditionen entwickeln.
Markus: Ja, das kommt von innen. Wir haben das Glück, dass wir Menschen mit Unternehmergeist und Neugierde anziehen, und die wollen natürlich das, was CROSSMEDIA ausmacht, weiterentwickeln, weil sie es woanders nicht finden.
Markus, CROSSMEDIA Deutschland hat im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Mit mittlerweile über 300 Mitarbeitenden konnte die Agentur nicht nur die erstmals vergebene Auszeichnung „Agentur des Jahres“ beim Deutschen Mediapreis gewinnen, sondern wurde auch mit dem renommierten Mindshift Award für die 35-Stunden-Flex-Woche ausgezeichnet, ein Projekt, welches du federführend geleitet hast. Kannst du uns ein wenig mehr über die Ursprünge dieses Projekts erzählen?
Markus: Ich glaube, es ist eine meiner Charaktereigenschaften, dass ich daran glaube, nicht an dem festzuhalten, was einem nicht mehr nützt. Die Pandemie, so furchtbar sie auch war, war ein riesiger Beschleuniger dafür. Sie hat die Art und Weise verändert, wie wir arbeiten und wie wir miteinander umgehen. Und sie hat echten Einfallsreichtum bei der Bewältigung neuer Herausforderungen hervorgebracht, angefangen wie bei etwas scheinbar Banalem wie der virtuellen Kaffeepause bis hin zur Entwicklung technologischer Lösungen wie unserem Desk Finder, einem Tool, mit dem unsere Mitarbeitenden in Zeiten von Social Distancing einen sicheren Schreibtisch im Büro buchen konnten. Ich wollte nicht, dass wir diesen Erfindergeist verlieren, und stattdessen das, was wir während der Krise gelernt haben, auch in Zukunft beibehalten. Ich wollte das Gelernte anwenden und es in etwas Neues verwandeln. Deshalb sind wir auch nicht einfach zu unserer alten Arbeitsweise zurückgekehrt. Das Mantra hinter unserem neuen flexiblen Arbeitsmodell ist: „Happy People, Happy Clients, Happy Agency“. Nur wenn unsere Leute zufrieden sind, können sie Arbeit leisten, die unsere Kunden zufrieden stellt, und nur dann können wir als Unternehmen Bestand haben.
Corona hat wirtschaftliche Herausforderungen mit sich gebracht, und Media bildet da keine Ausnahme. Aber die Vorteile unseres neuen Modells liegen auf der Hand, nicht nur für unsere Mitarbeitenden, sondern auch für unsere Kunden. Im Gegensatz zu starren Arbeitszeiten, die das Arbeiten in ein Korsett sperren, haben wir jetzt mehr Flexibilität, um die Arbeit dann zu erledigen, wenn sie wirklich anfällt.
Und für unsere Mitarbeitenden liegt der große Vorteil klar in einer besseren Work-Life-Balance, denn nach einem Peak im Arbeitsaufkommen kann man dann früher Feierabend machen. Natürlich gibt es Stolpersteine, die mit dem Wechsel einhergehen, aber ich bin überzeugt, dass das für uns als Unternehmen gut ist. Wir befinden uns mitten in einem Experiment, aber wir sind unheimlich stolz auf das, was wir bisher erreicht haben, und wir sind noch nicht fertig! In der Küche kochen noch viele Dinge vor sich hin, und ich freue mich schon auf das nächste Jahr, wenn wir in unsere neuen Büroräume umziehen und noch mehr Veränderungen erleben werden.
Kamran, ihr habt in den USA in den letzten Jahren ein Rekordwachstum verzeichnet und eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, darunter vier Jahre in Folge die höchste Platzierung auf der Ad Age-Liste „Best Place to Work“, Adweek „Media Agency Executive of the Year“ sowie Preise für Kultur und Vielfalt. In der Presseberichterstattung hast du viel über „Scaling with soul“ oder „Skalierung mit Seele“ gesprochen. Was bedeutet das für dich?
Kamran: Vielen Dank! Wachstum ist eine gute Sache. Jedes Unternehmen, jede Firma sollte wachsen wollen. Es bedeutet, dass man mehr Mitarbeitende einstellen und Dienstleistungen anbieten kann, dass man sein Angebot erweitern und seine Karriere vorantreiben kann. Aber Wachstum hat oft seinen Preis. Es zwingt uns dazu, Dinge zu tun, die eher „corporate“ sind. Man braucht andere Strukturen, andere Prozesssysteme. Und das zerrt natürlich am unternehmerischen Geist. Die Idee von „Scaling with soul“ vereint also zwei wichtige Konzepte für den Erfolg im heutigen Geschäftsleben: Wir müssen wachsen, wir wollen wachsen, und wir müssen unser Unternehmen so aufbauen, dass es in der Lage ist, das Wachstum zu bewältigen. Das kann aber nur dann gelingen, wenn die Unternehmenskultur bei diesem Wachstum nicht unter die Räder kommt und alle Mitarbeitenden Teil des Prozesses sind. Mit Soul oder Kultur meine ich jetzt nicht nur den Burger Day, das Feierabendbier, Büropartys oder was auch immer. Soul bedeutet auch, die auf ethischer Ebene richtigen Entscheidungen für deine Kunden und für dein Unternehmen zu treffen. Markus hat hier in Deutschland schon Pionierarbeit in Sachen Mediatransparenz geleistet, bevor in den USA jemand überhaupt erst darüber nachgedacht hat. Es ist die Seele von einem Unternehmen, die es einem ermöglicht, mit einem Modell zu skalieren, das sich von dem unterscheidet, was unsere Konkurrenten machen.
Corona hat uns mit aller Macht strukturelle und kulturelle Probleme am Arbeitsplatz aufgezeigt. Arbeitskräfte zu fördern, zu entwickeln und zu belohnen ist unglaublich wichtig, kann aber auch schwierig sein. Mit welchen Problemen hat hier insbesondere die Werbebranche zu kämpfen?
Kamran: Da gibt es eine ganze Menge. Einige Probleme sind ganz grundlegend betriebswirtschaftlicher Natur. Agenturen neigen dazu, Kunden zu sehr, sehr niedrigen Honoraren anzunehmen und haben deshalb Schwierigkeiten, ihr Geschäft voll auszulasten. Und das führt dazu, dass alle ausbrennen. Das ist ein immer wiederkehrendes Problem, und das Ringen um den niedrigsten Preis hat echte Auswirkungen auf HR und das Recruiting. Während die Vermarkter darauf bestehen, den niedrigsten Preis zu kriegen, machen sich die Agenturen schuldig, indem sie dieses Spiel mitspielen. Ich glaube nicht, dass große Holding-Agenturen so mutig sind wie jemand wie Markus, dem es wichtiger ist, dass unsere Leute frisch und motiviert sind und der dafür ein flexibles Arbeitsmodell einführt. Nach dem Ende der Pandemie sehen wir gerade bei den Networks einen Trend, dass die Leute wieder mit einer festen Quote ins Büro zurückkommen sollen. Aber wir finden, man sollte von überall arbeiten dürfen. Wir glauben zwar, dass die persönliche Anwesenheit im Office einen echten Vorteil und eine Bereicherung darstellen, aber man sollte das wollen und nicht dazu gezwungen werden.
Wie wird sich das hybride Arbeitsmodell nach Corona auf unsere künftige Arbeitsweise auswirken, insbesondere im Hinblick auf das physische Büro?
Kamran: Covid war ein Katalysator für viele Innovationen, die bereits im Gange waren, wie z. B. Videokonferenzen, Logistik, etc. Was sich aber definitiv und grundlegend geändert hat, ist die Art und Weise, wie wir arbeiten und wo wir arbeiten. Oftmals zum Besseren, denn es hat uns mehr Flexibilität geschenkt, mehr Zeit für die Familie und die Möglichkeit, das eigene Leben mit der Arbeit zu vereinbaren, anstatt einzig den Job in den Mittelpunkt zu stellen. Ich glaube nicht, dass wir in dieser Hinsicht einen Rückschritt machen können. Das ist jetzt eine gesellschaftliche Norm. Deshalb muss alles, worüber wir von jetzt an nachdenken, durch diese Brille betrachtet und auf dieses neue Arbeiten ausgerichtet werden.
Das Büro als physischer Raum ist uns bei CROSSMEDIA sehr wichtig, und deshalb setzen wir uns intensiv damit auseinander, wo und wie wir arbeiten. In New York sind wir gerade dabei, einige Aspekte unseres Büros zu überdenken. Aber mit einer dezentralen oder teilweise remote arbeitenden Belegschaft eröffnen sich ganz neue Wege im Recruiting, das nun global stattfinden kann. Als unabhängiges und stark vernetztes Unternehmen sehen wir einen großen Vorteil darin, so auf die schnelllebige Natur der Mediawelt reagieren zu können. Wir empfinden das als riesige Chance.
Markus: Bei CROSSMEDIA Deutschland denken wir sehr stark darüber nach, wie die Büroräume selbst dieser neuen Art des Arbeitens gerecht werden müssen. Brauchen wir noch einen Schreibtisch mit Festnetztelefon? Wie funktioniert eine Videokonferenz in einer voll ausgestatteten Büroumgebung? Wir werden Anfang 2024 in unser neues Büro namens „Hugo“ einziehen (eine Anspielung auf die Lage in der Hugo-Viehoff-Straße in Düsseldorf) und wir können es kaum erwarten, dieses Gebäude zu unserem neuen Zentrum zu machen, unserem neuen Zuhause, in dem wir die Essenz von CROSSMEDIA erleben, feiern und pflegen können. Unsere Kultur ist einzigartig, und das wollen wir auch in Räumlichkeiten, die einzigartig sind, zum Ausdruck bringen. Ich glaube, dass es gerade vor dem Hintergrund der neuen Flexibilität extrem wichtig, einen Raum zu schaffen, der Lust macht, zusammenzukommen. Meiner Meinung nach gibt es nichts Besseres als Face-to-Face-Meetings. Sie sind essentiell, wenn man etwas wirklich Besonderes schaffen will, und das wollen wir ermöglichen.
Wie können wir den CROSSMEDIA Spirit auch im post-pandemischen Arbeitsalltag mit Remote Work am Leben erhalten?
Kamran: Das ist harte Arbeit. Man muss wirklich gut aufpassen und sich Mühe geben. Unser Burger Day ist eine Tradition hier in den USA, bei der wir uns jeden Freitag treffen und gemeinsam essen. Den gibt es schon seit unseren Anfängen, aber mit Corona muss man seine eigenen kleinen Traditionen überdenken und manchmal sogar brechen. Im Moment sprechen wir darüber, dass wir uns vielleicht einmal im Monat auf einen Burger treffen, um denjenigen entgegenzukommen, die nicht jede Woche im Büro sind. Und wenn jemand es gar nicht schafft, isst er seinen Burger remote, macht ein Foto davon und postet es auf Teams, weil wir wollen, dass alle diesen Moment gemeinsam erleben. Vielleicht war es eine harte Woche, vielleicht war es eine gute Woche, aber wir erleben sie gemeinsam – dafür gibt es den Burger Day, egal ob in echt oder virtuell.
Auf einer etwas größeren Ebene haben wir letzten Sommer unser Beach-House-Programm gestartet. Es hat die große Party, die wir normalerweise für Freunde und Familie veranstalten, ersetzt – die war wegen Social Distancing nicht möglich. Um trotzdem allen die Möglichkeit zu geben, etwas Besonderes und Gemeinsames zu erleben, haben wir stattdessen eine Reihe von Strandhäusern gemietet, in denen unsere Teams tagsüber arbeiten und nach der Arbeit die Umgebung genießen und relaxen konnten. Wir haben deutlich gemacht, dass das Programm kein bezahlter Urlaub ist, sondern man die Freiheit hat, eine Woche lang von überall aus zu arbeiten. Man konnte sich mit seinen Kolleg:innen zusammentun und gemeinsam eine gute Zeit und einfach Spaß haben. So ein Programm auf die Beine zu stellen, erfordert einen enormen Koordinationsaufwand und ist natürlich auch mit Kosten verbunden, aber ich glaube, es war den Invest absolut wert.
Markus: Ja, man muss was tun, wenn die Kultur erhalten bleiben soll. Es geht darum, echte Berührungspunkte zu schaffen. Deshalb warten wir auch so ungeduldig darauf, in unser neues Büro hier in Düsseldorf zu ziehen, um endlich wieder an einem Ort zu sein. In unserem Hamburger Büro haben wir uns z. B. für eine Verkleinerung entschieden, um genau das zu begünstigen – das alte Büro war schlicht zu groß geworden, weil unsere Mitarbeitenden jetzt nur noch halb so oft im Office sind wie früher. Aber mit dem neuen Hamburger Büro – das sehr zentral gelegen sein wird – freuen wir uns schon total darauf, wieder gemeinsam zu arbeiten. Das merken wir: Die Leute wollen zusammenkommen, und wir helfen ihnen dabei, sei es beim gemeinsamen Frühstück im Büro, bei unseren jährlichen Sommer- und Weihnachtsfeiern, beim gemeinsamen Essengehen oder indem wir unsere neuen Azubis für ein Wochenende in ein Ferienhaus schicken, damit sie sich besser kennenlernen können.
Was wünscht ihr euch für das Vermächtnis von CROSSMEDIA?
Markus: Ich hoffe, dass wir uns immer den Geist des Underdogs bewahren werden, der den Status quo hinterfragt und „normal“ neu definiert. CROSSMEDIA hat schon immer genau das Gegenteil von dem gemacht, was alle anderen tun – und ihnen dann gezeigt, dass es trotzdem funktioniert. Ich hoffe, dass wir auch weiterhin allen beweisen, dass sie falsch liegen, indem wir das Richtige tun.
Kamran: Ja, ich möchte, dass man sich an CROSSMEDIA erinnert, weil wir Media richtig machen. Media hat in unserer Welt einen enormen, nicht zu unterschätzenden Einfluss. Media bildet Meinungen, sie beeinflusst Wahlen und kann bisweilen radikales Verhalten auslösen, wie die Entwicklungen um den Sturm des Capitols in den USA gezeigt haben. Es ist unsere Pflicht, für ein gutes ethisches Verhalten im Umgang mit Media zu sorgen, auf Diversity und Nachhaltigkeit zu achten und vor allem darauf, wie Media den menschlichen Geist beeinflusst. Ich hoffe, dass sich die Leute an CROSSMEDIA als ein Unternehmen erinnern werden, das diesem Aspekt große Aufmerksamkeit schenkt. Und ich hoffe auch, dass jeder, der jemals mit uns zusammengearbeitet hat, etwas dabei gelernt hat und vor allem eine richtig gute Zeit hatte.
Was denkst du?