Die Vorstellung von ChatGPT fesselt die Aufmerksamkeit auf beiden Seiten des Atlantiks, und die CROSSMEDIA-Büros sind keine Ausnahme. Hier teilt Matt Asman, Director Analytics Operations bei CROSSMEDIA New York, mit uns, in welchen Bereichen ChatGPT in naher Zukunft zum Einsatz kommen wird und wie Marketer das Tool zu ihrem Vorteil nutzen können.
Selber hören macht schlau. Hier gibt’s den Artikel als reine Audiospur:
Es ist etwas mehr als ein Monat her, dass ChatGPT von OpenAI an den Start ging. Neben Gerüchten, die KI sei 29 Milliarden Dollar wert, haben wir auch eine Fülle von witzigen Limericks, endlosen Codezeilen und sogar ganzen Blogbeiträgen gesehen, die von diesem fortschrittlichsten Chatbot, der je veröffentlicht wurde, generiert wurden. Ist dies der nächste große Schritt im technologischen Fortschritt? Wird er unsere Art zu arbeiten und zu leben für immer verändern? Stehen wir am Ende der menschlichen Zivilisation und läuten das Roboter-Zeitalter ein? Und was am wichtigsten ist: Wie wird sich das alles auf die Vermarkter auswirken? (Denkt an die eigentlich niemand?)
Ein paar Hintergrundinformationen: GPT (Generative Pre-training Transformer) ist ein Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde, einer Organisation, die sich der Erforschung von KI-Projekten im Bereich des maschinellen Lernens und der Verarbeitung natürlicher Sprache widmet. Während das Modell in den letzten Jahren viele Iterationen durchlaufen hat, hat OpenAI Ende November 2022 eine kostenlose Demoverison seines neuesten und besten Chatbots – ChatGPT genannt – für jedermann zur Verfügung gestellt. Es nutzt eine der größten Textdatenbanken, die jemals für diesen Zweck erfasst wurden, und erzeugt unheimlich menschenähnliche Antworten auf so ziemlich jede denkbare Frage.
Die Demoversion ging sofort viral. Und die Ergebnisse sind beeindruckend. So sieht es aus, wenn ich das Programm bitte, eine Seinfeld-Szene zu schreiben, in der Kramer Jerry und George Multi-Touch-Attribution vorstellt:
(Jerry und George sitzen in Monk’s Cafe)
Jerry: Und, wie läuft die Werbekampagne für deine neue App?
George: Ganz gut, aber wir versuchen immer noch herauszufinden, wie wir ihre Wirksamkeit am besten messen können.
Kramer (betritt das Cafe): Hey Jerry, George, was ist hier los?
Jerry: Wir reden über Georges Werbekampagne.
Kramer: Oh, da habe ich genau das Richtige für dich. Hast du schon von Multi-Touch-Attribution gehört?
Jerry: Ja, das ist eine Möglichkeit, die Wirksamkeit einer Werbekampagne zu messen, indem man jeden Touchpoint eines Kunden mit der Marke verfolgt.
Kramer: Das ist richtig. Und mit Multi-Touch-Attribution kann man sehen, welche Kanäle die meisten Conversions bringen und seine Strategie entsprechend anpassen.
Okay, vielleicht schafft es die Folge nicht in die Top 10 der lustigsten Seinfeld-Folgen aller Zeiten… aber wir müssen der KI zu Gute halten, dass sie genau zusammenfasst, was MTA ist, und einige Stildetails der Serie auf den Punkt bringt. Abgesehen von den Drehbüchern für Sitcoms, wofür wird die GPT-Technologie in der unmittelbaren Zukunft eingesetzt werden? Hier sind ein paar Anwendungsfälle aus den Bereichen Werbung, Marketing und Analyse, die naheliegen:
- Das Offensichtlichste: Chatbots für den Kundendienst. Diese lästigen kleinen Chat-Pop-ups in der Ecke der Website Ihrer Krankenkasse könnten viel benutzerfreundlicher werden. Anstatt der starren Logik von skript- oder regelbasierten Chats zu folgen, die eine häufig gestellte Frage (FAQ) wiederkäuen, können Sie sich auf viel menschlichere Gespräche mit Ihrer freundlichen KI einstellen. Mit dieser verbesserten User Experience könnten höhere Nutzungsraten einhergehen, was zu einem beträchtlichen Anstieg dieser Art von Touchpoints auf der Website einer Marke führen könnte – und damit zu Gesprächen, die sonst offline stattgefunden hätten. Es ist sogar denkbar, dass Sprachmodelle automatisiert zwischen qualifizierten und unqualifizierten Leads unterscheiden oder feststellen, an welcher Stelle des Funnels sich ein potenzieller Käufer befindet, um das Kundenerlebnis weiter zu personalisieren.
- Leichtes Copywriting für Such-, Display-, E-Mail- und SEO-Kampagnen – Betonung auf „leicht“: Auch wenn Ryan Reynolds versucht hat, einen Werbespot für Mint Mobile zu schreiben – seien wir ehrlich: Die KI wird in nächster Zeit keinen Clio Award gewinnen. Aber wenn es darum geht, Hunderte von Suchanzeigen, E-Mail-Betreffzeilen oder Bannerüberschriften auszuspucken, schafft die Technologie sofort eine solide Basis, auf deren Basis ein professioneller Werbetexter feinschleifen kann – vor allem für Testprojekte, bei denen gilt: je mehr Konzepte, desto besser.
- Das Schreiben von Code – oder besser gesagt, das schnelle Lösen von Codierungsproblemen: ChatGPT beherrscht fast jede Programmiersprache von JavaScript bis Python. Viele Analysten des Redbox-Teams bei CROSSMEDIA haben ChatGPT als ihren persönlichen Programmierassistenten getestet. Ergebnis: Aus dem Stand half die Anwendung bei der Lösung von Problemen und der Entwicklung von Anwendungen zur Steigerung der Effizienz. Ein Redbox-Analyst fand heraus, wie man eine Python-Anwendung erstellt, die Dateien für einen schnelleren ETL-Prozess zusammenführt. Ein anderes Teammitglied konnte die Codierung eines Automatisierungsprojekts fertigstellen, mit dem es wochenlang zu kämpfen hatte. Die Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Zeitersparnis scheinen nun endlos!
Es ist wichtig anzumerken, dass viele dieser Technologien (z. B. KI-gestütztes SEO) seit mindestens einem Jahr auf den Markt kommen. Maschinelles Lernen und Chatbots sind nichts Neues, und es geht hier nicht so sehr um „aufkommende“ KI, sondern um den Zugang zu einem Niveau an Rechenleistung, das früher unerreichbar war.
Auch gibt es noch viele Probleme und ethische Bedenken, die es zu lösen gilt. ChatGPT neigt sicherlich dazu, eine Menge Desinformationen auszuspucken. Urheberrechtsfragen werden bereits diskutiert. Und die Website für Fragen und Antworten zur Programmierung StackOverflow verbietet sogar Code, der scheinbar von ChatGPT generiert wurde, weil er manchmal schlichtweg ungenau ist.
Letztendlich betrachtet man ChatGPT am besten als ein Werkzeug wie einen Taschenrechner. Ein Tool, das Vermarkter unterstützen und ihnen helfen kann, Herausforderungen aus einer neuen Perspektive zu betrachten, und nicht als vollständiger Ersatz für menschliches Denkvermögen. KI kann zwar aussagekräftige Werbetexte erstellen und bei SQL-Abfragen helfen, aber wir werden immer menschliches Denken und Zusammenarbeit brauchen, um überzeugende Geschichten, Erkenntnisse und Strategien zu entwickeln. Es liegt an uns, ChatGPT auszuprobieren, um herauszufinden, wo es in den eigenen Werkzeugkasten passt.
Wer sich für die Meinung unseres deutschen Kollegen Dirk Nögel zu ChatGPT interessiert, findet seinen Blogbeitrag zum Thema hier.
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