Nach zwei Jahren Abstinenz war es diese Woche wieder so weit: Die OMR lockten rund 70.000 Besucher zu einem Festival der Superlative nach Hamburg. Zu Beginn schienen alle leicht überfordert, doch nach und nach kam man wieder in den Groove. Unsere Kolleg:innen haben sich mutig ins Getümmel gestürzt – hier berichten sie von ihren Erlebnissen.
Zugegeben, die ersten Stunden in den vollen Hallen waren für das sicherheitsgeprägte Hirn herausfordernd. Man schob sich durch die Gänge, schaffte es ob der schieren Menge an Menschen und Größe des Areals ein manches Mal nicht pünktlich zur nächsten Session oder zum Medienpartner-Termin. Die Augen waren stetig auf der Suche nach Menschen, die man rund zwei Jahre nicht live gesehen hat – so manches Mal musste man tief graben, um Gesichter wieder in Verbindung mit einem Namen zu bringen. Nach der Akklimatisierung innerhalb der Massen setzte es dann aber endlich wieder ein: Das Gefühl der Verbindung, der außergewöhnliche Vibe der Branche und die Lust am Austausch mit zahlreichen klugen Köpfen, die gemeinsam die Kommunikation von morgen gestalten wollen. Die Liste der Speaker reichte von internationalen Marketing-Geschäftsführern, über Top-Creator, den großen Medienhäusern bis hin zu zukunftsweisenden Historikern und Visionären.
In Vorbereitung auf die Messe wurde bereits klar, welche Top-Themen die meisten Speaker und Kunden anlocken werden:
- Die Erreichung der Gen Z und weiteren Segmenten via Short Content mittels TikTok, YouTube, Pinterest, Reel-Formaten etc.
- Der Umgang mit Influencer-Maßnahmen im Marketingmix und der individuellen Kanalaussteuerung
- Trends, Cases und Chancen für Marken im Metaverse/Web 3.0
- Der Zukunft der Digitalaussteuerung und Erfolgsmessung in einer Welt ohne Cookies
Ein Highlight und Wrap-up der gesamten Messe war der Blick von Philipp Westermeyer auf die Zukunft des Internets. Er beleuchtete Trends und Entwicklungen innerhalb digitaler Geschäftsmodelle, die Zunahme von Gamification auf Kundenwebsites/Apps, die Kraft von Docutainment-Formaten (bspw. Markendokus auf YouTube/Netflix) und die Effizient von User generated Ads. Eines der größten Potentiale sieht Westermeyer in Maßnahmen rund um den Begriff „Feed Hacking“. Damit bezeichnet der OMR-Gründer Mediamaßnahmen, die so smart ohne einen hohen Budgeteinsatz gewählt werden, dass sie im Re-Post durch Creator und auch Konsumenten eine weitaus höhere Reichweite erzielen, als der Kosteneinsatz wert war. So erlangen Kunden, die auffällige AR-Ads an berühmten Orten einsetzen bspw. einen hohen Mediawert über Re-Posts die entweder per Zufall (Foto auf dem Times Square) oder bewusst (weil positive Reaktionen hervorrufend) geteilt werden.
Mich haben am meisten Persönlichkeiten wie Rutger Bergmann (Historiker) und Scott Galloway (Visionär, Unternehmer und Professor für Marketing) beeindruckt, die über die Kommunikation heraus einen Blick auf die menschlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen und Trends unserer Zeit richten. Ihre Perspektiven zeigen auf, dass bei aller Getriebenheit in der digitalen Welt eine Komponente zukünftig für uns alle die Wichtigste ist, um in den nächsten Jahren glücklich und gesund zu sein: Die Beziehungen zu Menschen in unserem nahen Umfeld. Sie rufen beide dazu auf, mehr in Freundschaften und Familie zu investieren und, Achtung (!), freundlich zu seinen Mitmenschen zu sein. Ich habe mich zunächst sehr gewundert, dass dieses Thema so viel Raum einnimmt. Denn ist es nicht Common Sense, dass die Menschen in unserer Umgebung das kostbarste Gut sind, dass es zu pflegen gilt? Wird es tatsächlich bald ein Key Success Factor sein, dass man diesen Leitsatz nicht aus den Augen verliert im Rahmen der weiteren digitalen Entwicklungen? Gerade bei den nachwachsenden Generationen ist die Gefahr sicher jetzt schon groß, sich in den Social Feeds zu verlieren und Verbindung zu konsumieren, aber nicht real zu leben. Diesen Punkt können wir ins Private übertragen, aber auch für die Kommunikationswelt: Liebe Marken, geht in den Austausch, nehmt die Konsumenten als Menschen war und nicht nur als Targeting Profile. Baut authentische Verbindungen und Erlebnisse auf. Die OMR machts vor. Sie kennt die Vorlieben der Mediabranche nur allzu gut und schafft mit dem Event einen Rahmen für Verbindung und Austausch und jede Menge Live-Erlebnissen.
Und das sagen andere CROSSMEDIA-Expert:innen über die OMR 2022:
Rebecca Oeffling, Senior Consultant
Ich war das erste Mal auf der OMR und habe mich von der Lebendigkeit der Branche absolut mitreißen lassen. Einen Schritt raus aus dem Tagesgeschäft hin zum „großen Ganzen“ zu machen gibt mir immer unheimlich viel. Als Social-Expertin habe ich mich sehr gefreut, viele Vorträge rund um die größten Plattformen zu sehen, die den Fit von Botschaft und Kreation für jeden einzelnen Kanal beleuchtet haben. Viele Kunden produzieren nach wie vor die Kampagne und brechen die Formate auf Produktionspläne 1:1 runter. Dabei sollte man schon längst eine „Digital First“-Strategie entwickelt haben und für jeden Kanal individuell überlegen: Welche Trends, Creator und Formate funktionieren auf den Plattformen und wie kann ich als Marke möglichst authentisch an die jeweiligen Zielgruppen herantreten und für Awareness, Engagement oder auch Sales sorgen?
Sebastian Wissusek, Group Head
Die OMR schafft es als eine der wenigen Veranstaltungen in der Branche eine inspirierende und lockere Atmosphäre zu schaffen, die man mit Kunden als verbindendes Erlebnis nutzen kann. In einem Moment sitzt man gemeinsam in einem Vortrag oder tauscht sich mit Medienpartnern aus, im anderen Moment staunt man über den Startgast Quentin Terrentino oder liegt sich schwankend in den Armen, wenn Oli P. „Flugzeuge in meinem Bauch“ singt. Solche Momente schaffen eine partnerschaftliche Nähe, die man in einer gut funktionierenden Kunden-Agentur-Beziehung in meinen Augen braucht.
Daniela Pohle, Director Strategy & Analytics
Die OMR haben mich dieses Jahr rundum aufgeladen – mit inspirierenden Menschen und Vorträgen, neuen Ideen und Energie, diese direkt anzugehen und nicht zuletzt auch mit ganz viel Lebensgefühl. Es tat so gut, die Vibes der Branche wieder zu spüren. Was mich am meisten beeindruckt hat? Unseen Universe! Jeder Besucher der OMR wurde mit seinen individuellen Bewegungs-Daten aus dem Einlass-Bändchen Teil eines gigantischen KI-Kunstwerks, welches in Form von NFTs zu Gunsten der Ukraine versteigert wird. Die Kombination aus angewandter Zukunftstechnologie, visionärem Geist und innerer Haltung hat mich nachhaltig begeistert.
Jean Michel Christ, Head of Influencer Relations
Die OMR hat wieder einmal gezeigt, wie facettenreich nicht nur die Themen in der Branche, sondern auch die Menschen sind, die darin arbeiten. Als Influencer-Experte habe ich natürlich stark beobachtet, welche Themen hier den meisten Raum eigenommen haben. Leider muss ich sagen, dass es wenig bis keine neuen Insights gab – veraltetes Wissen wurde an vielen Stellen als Innovation verkauft, hier kam der Lernfaktor leider etwas zu kurz. Der Umstand zeigt aber auch auf, dass viele Kunden immer noch vor ähnlichen Herausforderungen und Unsicherheiten wie vor drei Jahren stehen, was die Einbindung im Influencer Marketing im Mediamix angeht.
Foto Credit: Ann-Sophie Altmeier (CROSSMEDIA)
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